Donnerstag, 4. Oktober 2012

I love myself: Beleidigungen

Unter dem Titel ist schon länger nichts mehr gepostet worden, gestern allerdings habe ich eine sehr schöne Facebook Nachricht bekommen, natürlich werde ich die Fragestellerin anonym lassen, allerdings wolle ich die Frage und die Antwort gerne mit euch teilen. Vieles davon habe ich schon oft gesagt, aber manches kann man gar nicht oft genug hören. Außerdem denke ich, dass es immer noch viele Menschen gibt die sich mit dem gleichen oder ähnlichen Problemen herumplagen. Mich würde auch eure persönliche Einstellung dazu interessieren. Was würdet ihr auf diese Nachricht antworten?

DIE FRAGE
Hey,darf ich dich mal fragen wie du mit Beleidigungen umgehst? Also ich werde oft schief von der Seite angeguckt oder bekomme Sprüche gedrückt.Leider ist mein Selbstbewusstsein sehr gering und ich versuche mich gerade darin, Kommentare an mir abprallen zu lassen, aber tief im Inneren trifft mich sowas schon sehr.Du wirkst sehr Selbstbewusst und bist echt inspirierend...gib mir was davon ab (;

DIE ANTWORT
Also erstmal kann ich voll und ganz verstehen, dass so etwas weh tut, es gab Zeiten da wollte ich kaum noch auf die Straße gehen, weil ich das Gefühl hatte, das jeder mich anguckt, tuschelt oder irgendetwas fieses zu mir sagt.Zu einen ist es wichtig, dass man sich mal darüber Gedanken macht, was die Leute einem an den Kopf werfen, Fett, dick, Walross? Natürlich ist das nicht nett und total unnötig, aber es hat mir sehr geholfen die Angst vor dem Wort "fett" zu verlieren. Wenn ich früher Dinge wie "was ist das denn für eine Fette" gehört habe, sind mir gleich die Tränen in die Augen gestiegen, noch schlimmer, es war mir auch noch unangenehm, wenn Freundinnen oder Freunde die mit mir unterwegs waren die Beleidigung gehört haben. Aber wenn man darüber nachdenkt, dann ist da nichts beleidigendes dran, denn ich bin dick, ich bin fett. Fett ist einfach nur eine Umschreibung wie dünn, groß, klein, blond oder brünett. Es ist ein Adjektiv und wenn jemand dir so etwas hinterher ruft, kannst du ihm nur dazu gratulieren, dass er zwei Augen im Kopf hat oder ihn Fragen warum er diese offensichtliche Tatsache unbedingt laut zum Ausdruck bringen musste...Zum anderen, so schwer vorstellbar sich das anhört, in dem Moment, indem ich wirklich aufgehört habe darauf zu achte und darüber nachzudenken, in dem Moment in dem es mir wirklich egal war, was Leute gesagt haben und ich nicht nur oberflächlich sondern tief in mir drin verstanden habe, dass es völlig egal ist, was irgend jemand auf der Straße über mich denkt (natürlich habe ich immer wieder Momente in denen mir dieser Gedanke ganz plötzlich abhanden kommt), ist es besser geworden. Ich glaube viel hängt davon ab, was wir nach außen ausstrahlen. Natürlich will ich dir nicht unterstellen, dass du selber schuld daran bist, wenn Leute gemeine Sachen zu dir sagen und wenn du dich nur genug selber lieben würdest, dann hört das schon auf, aber ich denke doch, das Menschen die es nötig haben sich über andere lustig zu machen, um sich selber besser zu fühlen, ein Gespür dafür haben, diejenigen zu ärgern, die am unsichersten wirken...
Ich kann nur schwer erklären wie ich zu diesem Punkt gekommen bin, ich weiß auch nicht wann genau das passiert ist, aber ich weiß, dass heute weniger Leute über mich läster bzw. vielleicht fällt es mir auch einfach nicht mehr auf, weil ich eben nicht mehr darauf achte.
Zu gute Letzt liegt es, so doof das auch erstmal ist, immer auch an einem selbst. Ich zum Beispiel war immer davon überzeugt, dass meine Haare der Hammer sind, ich haben sie geliebt in jeder nur erdenklichen Farbe und war nie unsicher darüber, ob grün oder lila oder pink vielleicht völlig bescheuert an mir aussehen. Wenn jemand etwas über meine Haare gesagt hat, hat es mir nie weh getan, egal wie gemein oder bescheuert der Spruch war, weil ich selber einfach davon überzeugt war, dass ich das Recht haben diese Haare zu haben und das mir niemand das Gefühl geben kann, ich sollte sie nicht tragen wie immer ich will. Wenn allerdings jemand gesagt hat, deine Beine sind viel zu fett für eine Röhrenjeans, dann hat mich das ins Grübeln gebracht und mir weh getan. Was ich damit sagen will ist, dass nur die Dinge die wir selber noch glauben, bei denen wir selber im Zweifel sind und die wir selber an uns schlimm finden, auch von außen verletzt werden können. Klar gibt es niemandem das Recht Menschen schlecht zu behandeln oder wegen ihrer Figur zu diskriminieren, allerdings können wir etwas dafür tun, damit sie keine Angriffsfläche mehr haben und das ist uns bedingungslos anzunehmen, zu lernen uns zu lieben und mich uns zufrieden zu sein.


Ich weiß, dass das schwer ist und sich oft anhört wie etwas, das man nie schaffen wird, erst Recht nicht, wenn man von außen immer nur Negativität zu spüren bekommt, aber ich weiß das man es schaffen kann. Man kann dieses Selbstbewusstsein und diese Lieber lernen indem man sich mit positiven Sachen umgibt, sich selber Komplimente macht, negative Gedanken direkt durch einen positiven Gedanken ersetzt so lange, bis die negativen Gedanken immer weniger werden.